Iwein & Laudine ist ein Ritter*innen-Epos über Ruhm, Ehre, Freundschaft und Gemeinschaft. Die Illustrationen sind eine wunderbare Begleitung für diese tolle Geschichte. Wir haben der Autorin Anita Buchart und der Illustratorin Lili Mossbauer ein paar Fragen zum Buch gestellt und natürlich auch ein paar Tipps eingeholt. So könnt ihr gleich selbst aktiv werden!
Iwein & Laudine ist erschienen im Achse Verlag.
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Worum geht es in Iwein & Laudine?
Anita:
Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Was bedeutet es ritterlich zu sein? Was können uns die ritterlichen Tugenden heute noch sagen? Wer kann sich mit einer Hauptfigur identifizieren?
Es geht darum, für sich und für andere zu kämpfen. Dieser Kampf wird nie ganz zu einem Ende kommen. Er lohnt sich aber trotzdem.
Es geht um Freundschaft, darum Versprechen zu halten und verzeihen zu können.
Lunete, Ritterin, erzählt uns die Geschichte von Iwein und Laudine, es geht also auch um das Geschichtenerzählen an sich.
Was hat euch an der Originalgeschichte interessiert und warum wolltet ihr sie neu interpretieren?
Anita:
In der Originalgeschichte gibt es zwei Frauenfiguren (Laudine, Lunete) die gemeinsam die Mehrheit des Sprechtextes haben. Das war für uns faszinierend, eine so alte Vorlage zu haben die Frauen sprechen lässt. Als wir uns dann näher damit beschäftigt haben war schnell klar, dass diese rein quantitative Überlegenheit
nicht ausreicht. Die weiblichen Figuren waren entweder von Männern abhängig, konnten also allein gar nicht existieren, oder sie waren zwar die Drahtzieherinnen, mussten sich aber trotzdem gesellschaftlich unterordnen. Daher wollten wir unsere eigene Version dieser alten Legende formen.
Ich habe eine fünfjährige Tochter und es macht mich traurig, wenn sie sich nur mit den passiven Figuren identifizieren kann. Wenn sie den Löwenritter toll findet, aber sich selber nur in den gesellschaftlich benachteiligten Figuren wiederfinden kann. Über diesen Bezugspunkt sind wir darauf gekommen, dass wir eine fantastische Welt für alle Kinder erschaffen wollen. Es war also klar, dass es nicht reicht Ritterinnen zu zeigen, sondern dass wir ebenfalls Ritter*innen brauchen.
Zum Genderthema und dem Umgang damit: Wir haben uns entschlossen Iwein keine Pronomen zu geben. Erst mal wird beim Vorlesen und Zuhören die Genderfrage hintenangestellt, weil es vielleicht gar nicht so wichtig ist die Figur darüber zu definieren. Diese Offenheit soll es möglich machen, dass alle sich mit der Hauptfigur identifizieren können. Iwein ist als Frau, Mann oder Nichtbinär denkbar. Es ist ein Buch, dass eine Figur mit all ihren menschlichen Zügen zeigt und offenlässt, um welches Geschlecht es sich handelt. Am Ende machen wir die Frage auf, mit welchen Pronomen Iwein angesprochen werden will, um auf die drei Möglichkeiten
aufmerksam zu machen. Oft wird Iwein aus Gewohnheit als Mann wahrgenommen, immerhin ist Iwein auch als der Löwenritter bekannt, darum erscheint es uns wichtig am Ende die Frage nach den Pronomen noch direkt zu stellen.
Wie habt ihr beschlossen, welche Illustrationen am besten zur Geschichte passen?
Anita:
Wir haben uns damit beschäftigt was wir von der sehr ausführlichen, verschachtelten Geschichte erzählen wollen und auch, was davon sich eignet gezeichnet zu werden.
Lili:
Iwein & Laudine ist eine Geschichte in der Magie, Abenteuer sowie Solidarität und Gemeinschaft wichtig sind. Mit den Illustrationen war es mir wichtig, nach einer freundlichen und gleichzeitig zauberhaften Atmosphäre zu suchen.
Was habt ihr als Nächstes geplant? Wird es mehr gemeinsame Bücher geben?
Anita:
Es ist unser erstes gemeinsames Projekt, es hat sehr viel Spaß gemacht! Für mich ist es noch nicht abgeschlossen, da ich erstmal hören möchte, wie es für die zuhörenden Kinder funktioniert. Als Mutter, die versucht Bücher für ihre Tochter zu finden, bin ich davon überzeugt, dass es noch genug Themen gibt, die mit einem aktuellen Blick auf die Rollenverteilung bearbeitet werden sollten. Wir werden sehen, ob uns eines davon anspringt.
Lili:
Es war sehr schön langsam in Iwein & Laudines Welt einzutauchen, Schritt für Schritt die Figuren besser kennenzulernen und die Geschichte gemeinsam wachsen zu lassen! Es war die erste Zusammenarbeit für mich in dieser Art und Weise und ich bin sowas von bereit für mehr.
Eure Tipps zum Schreiben von eignen Geschichten?
Anita:
Geht von einem Thema, einer Aussage, einer Situation aus, die euch nahe liegt, die ihr wichtig findet. Zu schreiben, was einem selber nahe geht, ist zwar ein größeres Risiko, weil wir uns selber angreifbar machen, aber meist funktioniert es besser. Es gibt mir die Motivation, die Dinge bis zum Ende zu denken und mich nicht zu früh mit einer Version der Geschichte zufrieden zu geben. Viel Arbeit besteht im Bearbeiten einer Geschichte, mehr von ihr zu wollen und nicht aufzugeben. Vieles davon ist für mich Handwerk, es kann also geübt und erlernt werden.
Eure Tipps wie man die Illustration von einer Geschichte am besten angeht?
Lili:
Es gibt da sicher ganz viele höchst spannende Wege, ich traue mir noch nicht zu sagen, den besten gefunden zu haben. Für mich läuft es auch bei jedem Projekt beziehungsweise bei jeder Geschichte ein bisschen anders ab.
Bei Iwein & Laudine hat es mir in der Anfangsphase geholfen, mich in Bibliotheken herumzutreiben, Bücher zum Thema Mittelalter durchzublättern, in den Wald zu gehen und auch Altstadtspaziergänge zu machen! Und dann immer wieder skizzieren und sich langsam herantasten, welche Art von Zeichnungen den Text gut ergänzen und begleiten können. Also mein Tipp für den Anfang wäre: Ausschau nach Dingen zu halten, die auf Ideen bringen und die man ganz persönlich in Verbindung mit der Geschichte/dem Text bringt. Dann immer wieder ganz viel herum skizzieren, ohne am Anfang zu viel Erwartung zu haben, dass es gleich „passen muss.“ Sich selber Spielraum geben!